Über

Gondea ist der Ort, an dem die künstlichen Schranken unserer Gesellschaft nicht existieren. Wie Gondwana, der Urkontinent, der noch eins war, so ist Gondea, der Ort, an dem die Dinge in Verbindung miteinander stehen. Es ist „Der schöne Ort, den mein Herz kennt“, um es mit den Worten von Charles Eisenstein auszudrücken. Wie genau er aussieht, kann ich nicht sagen. Es ist eher ein Folgen einer Spur von Stimmigkeit durch das Wahrnehmen von Resonanz mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, Kulturen und Naturräumen. Ich hinterfrage gängige Konzepte unseres modernen Lebensstiles und umso mehr ich das mache, umso mehr fühlt es sich an, wie nach Hause kommen.

Eine zentrale Frage, die mich umtreibt ist das Drinnen- und Draußenleben. In anderen Klimazonen verbringen Menschen den Großteil ihrer Zeit unter freiem Himmel. Hier in Mitteleuropa ist das zwar die Hälfte des Jahres ebenso gut möglich, aber da wir im Winter nun einmal isolierte Häuser mit Heizungen brauchen und häufig nicht im Sommer auf einen zweiten Wohnsitz ausweichen können und zudem bezahlte Arbeit häufig in Gebäuden stattfindet, leben wir meist ganzjährig drinnen. Drinnen – das ist ein Raum, in dem nicht nur die Temperatur gut kontrolliert werden kann, es gibt auch sonst recht wenig unkontrollierbares – es sei denn Kinder oder Haustiere (auch ungewollte) bringen zusätzliche Lebendigkeit in diesen Raum. Ohne diese beiden – was bewegt sich, was ist zu beobachten, was inspiriert und lädt unsere Sinne auf eine Reise ein? Häufig nichts, außer unserem eigenen Tun und vielleicht braucht es deshalb soviel Geschäftigkeit.

Der Draußenraum hingegen entzieht sich größtenteils unserer Kontrolle, so wie das Wetter, die Bewegungen der Vögel oder Insekten und die unglaublich kreative und gestaltende Kraft der Pflanzenwelt. Und weil er nicht unserer Kontrolle unterliegt, sind wir auch nicht verantwortlich für diesen Raum, müssen nichts tun. Es ist ein System, das funktioniert, lebt, wächst ohne unser Zutun. Gut, dem Kleingärtner oder Bauern freut das vielleicht nicht. Aber wenn wir an einem Ort sind, an dem wir die Natur einfach sein lassen können, dann lässt die Natur uns ebenso einfach sein, wie wir sind, erwartet nichts und manipuliert uns nicht, sondern läßt uns die liebenswerten, menschlichen Wesen sein, die wir sind.

Da die Natur nach anderen Prinzipien funktioniert als unsere Gesellschaft, kann ich dort Urlaub machen, mich erholen von gesellschaftlichen Kriterien, wie dem Streben nach Gewinn und dafür Resonanz finden für Ideen jenseits unseres gesellschaftlichen Denkens. Man kann die Probleme nicht lösen innerhalb des Systems in dem sie entstanden sind, heißt es. Was das angeht, birgt die Natur ein unglaubliches Potential für kreative Lösungen. Menschen, die während eines Sitouts (Wildnissolo, Visionssuche) sich auf den Weg machen, einige Tage allein und ohne Ablenkung sich ganz der Natur und deren Einfluss hinzugeben, erleben diesen Perspektivwechsel und kommen mit bereichernden Geschichten und neuen Erkenntnissen zurück von ihrer Reise.

Warum also verbringen wir nicht mehr Zeit draußen? Ich glaube, dass Menschen verantwortungsvoller und selbstbewußter aufwachsen angesichts großer, alter, krummer, sterbender, sprießender, gebrochener oder aber starker Bäume. Mein Anliegen ist es daher, Menschen den Aufenthalt in der Natur möglichst bequem zu machen. So bequem, dass sie diese gar nicht mehr verlassen wollen und mit ihren Sinnen einfach da sein wollen. Und langfristig möchte ich einen Ort schaffen, an dem wir gemeinsam mit all unseren Sinnen unter Sternen leben können.

Einen physischen Ort, an dem ich all meine Ideen umsetzen kann, habe ich noch nicht gefunden. Also erschaffe ich ihn Stück für Stück, zusammen mit anderen, die diesen Ort ebenfalls in ihrem Herzen tragen.

Willkommen -at- gondea.de

Geprägt haben mich vor allem der Ort an dem ich aufwuchs und die schlummernden Geschichten meiner Familie. Kulisse meiner Kindheit ist die Kornkammer Ostdeutschlands: Weite, riesige Felder, Monokultur in jeglicher Hinsicht. Ein wenig inspirierendes und mir unverständliches System, das mich jedoch relativ sicher und zufrieden hat aufwachsen lassen. Ich erlebte den Regimewandel in der Zeit, als die Welt mich gerade zu interessieren begann. Stand mit offenem Mund staunend vor riesigen Spielzeugregalen im westdeutschen Supermarkt und erlebte danach die Eroberung meiner Umgebung als vielversprechenden Absatzmarkt.

Eine Weile folgte ich einem anerkannten, vielversprechenden Weg und sammelte Abschlüsse. Das Wissen der Wissenschaft konnte mich jedoch nicht halten. Meine Welt wurde bunter und inspirierender je länger und weiter ich wanderte.

Ich entdeckte die Rhythmen Afrikas, besonders die des Maracatu und des Candomblé, die mich Lebendigkeit, Kraft und Verbundenheit haben spüren lassen.

In der japanischen Kultur fand ich meinen Sinn für Ästhetik, Präzision und Naturverbindung.

In der Kultur der Dagara, vermittelt durch meine Lehrerin Sobonfu Somé, fand ich Vertrauen in eine Kultur des Miteinanders.

Den Lakota und anderen indigenen Völkern Nordamerikas danke ich für die Dankbarkeit, die mich so oft schon aus trübseligen, dunklen inneren Räumen ins Licht geführt hat.

Zahlreiche Aufenthalte allein in der Natur haben mir den Umgang mit Angst gelehrt und mich frei fühlen lassen.

Meinem Butoh-Lehrer Imre Thormann verdanke ich die größte Sicherheit in meinem Leben: Stehen auf meinen Füßen und Weitergehen trotz Unsicherheit um mich herum.

Das freie Tanzen und die Ritualarbeit ermutigten mich immer wieder, mich dem Unbekannten an zu vertrauen und meinen Impulsen unschuldig zu folgen.

Und schließlich habe ich in der Begleitung junger Mädchen bei der Drachinzeit und im Campleben mit den Frauen während dieser Zeit erlebt, wie einfach und natürlich unterschiedlichste Menschen in ein natürliches und herzliches Miteinander verfallen, wenn komplexe Strukturen und äußere Trennung wegfallen, wie nah uns ein Leben draußen, mit der Natur, den Elementen und in Gemeinschaft trotz all der modernen Entgleisungen doch ist. Und auch wenn diese Erfahrung sich auf nur vier Tage beschränkt, bekommt man dennoch eine Kostprobe davon, wie unser Leben sich auch anfühlen könnte.

Diesen Geschmack, dieses sinnliche Erleben dessen, wie es ist mit allen Sinnen gefordert, gebraucht und gesehen zu werden, der Unvorhersehbarkeit des Lebens mit Kreativität und vielfältigen Fähigkeiten zu begegnen, uns voll lebendig und als Teil eines Ökosystems zu fühlen, das möchte ich mit Gondea in die Welt bringen.

Soviele wertvolle Geschenke, die ich erhalten habe und soviele wertvolle Lebensgeschichten von Uwe, Susanne, Dorothee, Dietmar, Lien, meinen Eltern und vielen weiteren Gefährten: Sie alle haben sich zu meinem Weg verwoben, der so anders verläuft als ich ihn mir in meinen kühnsten Träumen habe ausdenken können. Frei und verbunden, lebendig und liebend fühle ich mich. Ich danke dem Leben für all seine Unvorhersehbarkeit und all den wundervollen, mich unterstützenden Menschen an meiner Seite.

Zaia