Einige von Euch haben mich unter dem Namen Sabrina kennengelernt. Nach einigen Jahren der Unklarheit habe ich mich jetzt entschlossen, mich auf die Vokale in dem Namen zu fokussieren und mich statt Sabrina, Zaia (gesprochen Saja) zu nennen. Kurz und kraftvoll war meine Intention, daher „Z“ statt „S“ (was in Belgien und den Niederlanden als deutsches „S“ gesprochen wird). Als Merkhilfe hat in meinen Camps die Formel „Sag-Ja!“ gut funktioniert und mittlerweile ist es auch ein Motto für diesen neuen Lebensabschnitt für mich geworden, von dem ich hier ein wenig berichten möchte.
Wer mich länger kennt, weiss vielleicht um meine gute Beobachtungsgabe, meine Zurückhaltung, meine kritische Haltung zu fast allem und die Fähigkeit bei Bedarf nahezu unscheinbar zu werden. Das habe ich lange geübt und es ist wohl eine sinnvolle Strategie, wenn man sich nicht wirklich zu Hause fühlt in seiner Umgebung. Aber es lähmt auch und all die gewonnen Erkenntnisse wollen irgendwann im eigenen Wirken sich entfalten.
„Und es kam der Tag, da das Risiko in der Knospe zu verharren, schmerzvoller wurde, als das Risiko zu blühen.“
ANAIS NIN
Für mich kam dieser Tag vor 7 Jahren, als mir klar wurde, dass mein Job mich zwar an wundervolle Orte der Welt führt, ich die meiste Zeit dann aber trotzdem im Büro und hinter dem Bildschirm verbringe. In meiner Freizeit hatte ich inspirierende Begegnungen unterschiedlichster Art. Ich musizierte, töpferte, schrieb, tanzte, wanderte durch die Natur, kurz ich war glücklich und lebendig. Im Büro hingegen musste ich mit Schokolade und innerem Druck gegen Müdigkeit, Sinnlosigkeit und depressive Schübe kämpfen. Ich habe das sichere Polster dann verlassen und mich auf eine Wanderschaft begeben, ohne klaren Plan. Eine Weile konnte ich mich hinter dem Sabbat-Jahr-Status gut verstecken. Dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem Smalltalk und die Frage nach der beruflichen Identität zur Qual werden. Diese Fragen, die im Innern so laut und quälend rufen und damit eine Reihe unangenehmer Ängste aufwecken. Aber sie bringen einen nicht um, mich zumindest nicht. Und so ging auch diese Zeit irgendwann vorüber und es kam der Moment, an dem mich meine immer gleiche Ausrede schlichtweg langweilte und ich wurde kreativer. Von nun an wartete ich selbst gespannt in neuen Begegnungen, welche Antwort mir heute einfallen würde. „Und was machst du so?“ – „Ich lebe!“ sagte ich irgendwann.
Mein stetes Suchen und Einlassen auf Neues hat mich schließlich in einer Welt ankommen lassen, in der ich mich endlich zu Hause fühle. Ein paar grundsätzliche Entscheidungen hat es dafür noch gebraucht, die nicht leicht waren und ihre Zeit brauchten bis die Weichen im Kopf umgelegt waren. Zum Beispiel die Entscheidung, mein geliebtes, so bunt pulsierendes Berlin mit all den vertrauten und funktionierenden Netzwerken zu verlassen und vorübergehend im Bus zu leben. Nun lebe ich an verschieden schönen Orten in der Natur, meistens draußen und mit Menschen, die ähnliche Vorlieben teilen. Und auch wenn vieles noch im Sich-Finden ist, so ist es doch, als ob plötzlich das Negativ zum Positiv wird und die Dinge, die noch fehlen zum Glück, deutlicher und greifbarer erscheinen. Jetzt gibt es plötzlich die so lang vermisste Klarheit wozu ich Ja-Sagen mag und den Mut, das Vertrauen und den Glauben, dass das Leben, wie ich es mir immer schon gewünscht habe, möglich ist. Das, was es dazu braucht – und es ist interessant, dass ich das gerade in dieser verunsichernden Zeit schreibe, in der manch einer in seinem Vertrauen gerade stark herausgefordert wird – ist „Sag-Ja!“
Danke Euch allen, die mich auf meiner Wanderschaft gehalten, getragen und auf vielfältigste Weise unterstützt haben. Ihr habt mir erlaubt, im Dunkeln weiterzugehen, bis endlich Licht am Ende des Tunnels in Sicht war. Danke!
Zaia